Eigenverantwortung

Bild des/r Benutzers/in Petra

Was hat der Klimawandel mit meinem eigenen Verhalten zu tun? Ist der Anstieg der CO2-Konzentration Ursache oder Symptom des Klimawandels?

zuletzt geändert am 24.11.2017

Es gibt im Internet so viele Bilder, Zahlen und Worte, dass es schlichtweg unmöglich ist, alles zu sehen, zu verstehen und zu verarbeiten. Seit ein paar Monaten setze ich mich intensiv mit dem Braunkohletagebau im Rheinischen Revier auseinander. Die Zusammenhänge sind komplex.

Richten wir einmal das Augenmerk auf die CO2-Frage.

Derzeit (2016) setzt die Menschheit jährlich circa 35 Milliarden Tonnen Kohlendioxid frei.
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_gr%C3%B6%C3%9Ften_Kohlenstoffdioxidemittenten

CO2-Emissionen weltweit im Jahr 2015 (in Millionen Tonnen)
Welt ca. 35.000 Mio t
Volksrepublik China ca. 9.000 Mio t
Vereinigte Staaten ca. 6.000 Mio t
Japan ca. 1.300 Mio t
Deutschland ca. 800 Mio t
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_gr%C3%B6%C3%9Ften_Kohlenstoffdioxidemittenten#Emission

Pro-Kopf-CO2-Emissionen nach ausgewählten Ländern weltweit im Jahr 2015 (in Tonnen)
Katar ca. 35 t pro Kopf
Australien, Kanada und USA ca. 15 t pro Kopf
Niederlande, Japan und Deutschland ca. 9 t pro Kopf
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/167877/umfrage/co-emissionen-nach-laendern-je-einwohner/

Je nach Statistik ergeben sich andere Werte.

Wenn wir davon ausgehen, dass CO2 Einfluss auf den Klimawandel hat, dann steht Deutschland durchaus nicht an erster Stelle, was die Menge bzw. die Pro Kopf Emission anbelangt. Der globale Handel erschwert die Zuordnung, wer die Verantwortung für welche Mengen zu tragen hat.
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_L%C3%A4nder_nach_CO2-Emission#Verzerrung_durch_Export_und_Import

Bloß: Selbst wenn Deutschland komplett aus der Kohleverstromung aussteigt, hätte das nur einen geringen Einfluss auf die weltweite Menge an CO2-Emissionen. Bei einem sofortigen Stop der Verbrennung von Braunkohle im Rheinischen Revier würden mit 100 Millionen Tonnen CO2 jährlich ca. 0,3% der weltweiten CO2-Emissionen eingespart.
http://www.ausgeco2hlt.de/hintergruende/braunkohle-das-rheinische-revier/das-rheinische-braunkohlerevier-juni-2012/

Funktionierende Ökosysteme

Je länger ich mich mit dem Thema beschäftige, desto mehr drängt sich mir der Eindruck auf, dass der Anstieg der CO2-Konzentration weniger Ursache als vielmehr Symptom des Klimawandels ist. Weltweit zerstören wir Ökosysteme für unsere Konsumgewohnheiten. Diese Eingriffe haben Einfluss auf das lokale Klima. Je größer die betroffenen Flächen sind, desto mehr Einfluss haben diese Eingriffe auch auf das globale Klima.

Weltweit können wir sehen, dass mit der Abholzung der Wälder der Wasserhaushalt zunehmend gestört und teilweise auch komplett unterbrochen wird. Wüsten folgen der Versteppung folgen der Abholzung. Das Klima verändert sich. Wetterextreme werden häufiger. Die Energie, die wir aus der Verbrennung von fossilen Energieträgern gewinnen, nutzen wir zu beschleunigten Zerstörung der Ökosysteme. Derweil steigt die CO2-Konzentration durch die Verbrennung von fossilen Energieträgern und weil zunehmend die Lebewesen fehlen, die CO2 für ihren Stoffwechsel aufnehmen.

Der letzte Rest des Hambacher Forstes soll gerodet werden. Welche Konsequenzen die Zerstörung dieses Ökosystems auf andere Ökosysteme hat, kann aktuell niemand sicher einschätzen. Gleichzeitig stellt der Braunkohletagebau einen massiven Eingriff in den Wasserhaushalt dar. Auch die Folgen dieser Aktivitäten kann aktuell niemand sicher einschätzen.

Eigenverantwortung

In meiner Wahrnehmung hängt der Klimawandel tatsächlich von jedem einzelnen Menschen ab: Welche Produkte und Dienstleistungen nehme ich in Anspruch? Welche Konsequenzen hat das auf die Region, in der ich lebe und auf andere Regionen dieser Erde?

Wenn ich Tee oder Kaffee aus Kenia kaufe, dann sorge ich dafür, dass es in Kenia einen Anreiz dafür gibt, Plantagen für den Export zu unterhalten, die an Orten stehen, wo einst Regenwald wuchs. Ebenso bei Fleisch, Palmöl, exotischen Früchten...

Wenn ich meine, dass ich jedes Jahr in den Urlaub fliegen muss, dann sollte mir klar sein, dass ich eine Leistung in Anspruch nehme, die unmöglich von allen Menschen dieser Erde in Anspruch genommen werden kann, ohne für die Gewinnung und Verbrennung des Treibstoffes den Kollaps von Ökosystemen zu provozieren. Wo soll das ganze Öl denn herkommen, wenn jetzt schon in der Tiefsee gebohrt wird und für Teersande ganze Landschaften verwüstet werden?
https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96lsand

Bei einem Hin- und Rückflug von Düsseldorf - Miami werden ca. 4 t CO₂ in die Atmosphäre gepustet. Wenn alle Menschen in Deutschland einen solchen Flug für sich in Anspruch nehmen, wären wir mit 80 Mio Menschen bei 320 Mio t CO2. Das ist das Dreifache der CO2-Emissionen im Rheinischen Revier.
https://www.atmosfair.de/

In meinem Leben versuche ich, die Verantwortung zu übernehmen, die ich auch übernehmen kann. Es geht darum, die Verantwortung für meine eigenen Gedanken und Handlungen zu übernehmen.

Byron Katie spricht von den drei Angelegenheiten: „Ich kann nur drei Arten von Angelegenheiten im Universum finden: meine, deine und Gottes. Für mich bedeutet das Wort „Gott“ Wirklichkeit. Die Wirklichkeit ist Gott, weil sie herrscht. Alles, was außerhalb meiner oder deiner Kontrolle oder der Kontrolle von irgendjemand sonst liegt, nenne ich Gottes Angelegenheit.“
http://thework.com/sites/thework/downloads/little_book/German_LB.pdf#page=3

Es wird Zeit, dass wir Eigenverantwortung übernehmen.
Hier und Jetzt.

Und es wird Zeit, dass wir ein EHRLICHES Gespräch darüber beginnen, wie wir miteinander leben wollen. Je klarer wir uns über unsere Bedürfnisse und der Konsequenzen unserer Handlungen werden, desto effizienter können wir die politischen Rahmenbedingungen mitgestalten, die ein gutes Leben für alle Menschen auf dieser Erde ermöglichen.

Die Zukunft beginnt jetzt.

Bild: 2017-10 bei Oberembt

Youtube Video: 

Kommentare

Bild des/r Benutzers/in JR

Danke für den Blog-Beitrag!

Weitere interessante Links dazu:

CO2 Emissionswachstum und Konzentrationswachstum passen nur oberflächlich nicht mehr zusammen:
https://www.theguardian.com/environment/2017/oct/30/global-atmospheric-co2-levels-hit-record-high

Anspruch und Handeln klaffen manchmal auseinander:
https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/repraesentative-erhebung-von-pro-kopf-verbraeuchen

-

Auch wenn die Zahlen nicht perfekt sind, sie geben doch einen Anhaltspunkt:

CO2-Rechner des Umweltbundesamtes:
http://uba.co2-rechner.de/de_DE

Berechnung des eigenen ökologischen Fussabdrucks:
https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96kologischer_Fu%C3%9Fabdruck
https://www.footprintnetwork.org/resources/footprint-calculator

-
Täglich neu: schöne Mischung aus Analyse und Handlungsbeispielen (manchmal auch Hopkins)
http://www.resilience.org

Alle Fakten, Wöchentliche Presseschau und wöchentliche Forschungsschau zum Klimawandel:
https://skepticalscience.com

Die SIcht des globalen Südens:
http://www.ipsnews.net

 

Bild des/r Benutzers/in Petra

Danke für Deinen Kommentar. Es ist an der Zeit, dass wir nicht nur in die Luft gucken, sondern unsere Aufmerksamkeit auch wieder auf den Boden richten. Die Erde hat Fieber. Als Ursache wird vorrangig der Anstieg des CO2 benannt. Was ich bisher bei der öffentlichen Diskussion vermisse, ist der ganzheitliche Ansatz. https://www.transition-initiativen.de/blogs/oekologie-und-klimapolitik