Geldfreies Wirtschaften ermöglichen und den Wandel stärken

Bild des/r Benutzers/in Gert Schmidt

 

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Auf dem Kongress in Hannover ist klargeworden, dass wir verkürzte Wertschöpfungsketten benötigen, um den Energieverbrauch zu senken.

 

Außerdem stand das Bedürfnis im Vordergrund, frei von Zukunftsängsten und ohne materiellen Druck zu leben.

 

Der Zwang, Geld erwirtschaften zu müssen, um als "Wert" in der Gesellschaft anerkannt zu werden, wurde als ungerecht empfunden.

 

Die Einführung von Regiogeld kann aus diesem Blickwinkel nur als ein Zwischenschritt angesehen werden. Eine Lösung für die o.g. Herausforderungen bietet Regiogeld gegebenenfalls in Verbindung mit einem Grundeinkommen. Das zu organisieren, ist schwierig genug.

 

Die Konferenz in Hannover zeigte außerdem, dass Aktivisten der Transition Town-Initiativen viel Geld in die Hand nehmen mussten, um sie stattfinden zu lassen. Das zeigt, dass das Netzwerk meilenweit davon entfernt ist, die selbst gesteckten Ziele zu erfüllen.

 

Um die Wünsche der Arbeitsgruppen rund um dieses Thema auf den Boden der Tatsachen zu holen und die Voraussetzungen für Veränderungen zu schaffen, eröffne ich diese Diskussion.

 

Meine These seht ihr in dem Bildausschnitt eines Open Space-Arbeitsergebnisses:

 


 

Daraus lässt sich folgende Strategie ableiten:

 

1. Innerhalb Transition Town ist geldfreies Teilen möglich und nötig. Das ist aufgrund der "Leistungsdeckung" des "Wertes" eines Menschen möglich. Das ist ein humanistischer Ansatz, der auch von den Thesen des bedingungslosen Grundeinkommens gestützt wird.

 

Das ist TEILEN, bzw. das Prinzip des GEBENS oder SCHENKENS.

 

2. Um dem Transition Town Netzwerk Einnahmen zu verschaffen und regionale Initiativen zu unterstützen, ist ein anderes Vorgehen nötig: Kapitalgedeckte Geschäfte finden mit der Welt  außerhalb von Transition Town statt. Die Transition-Initiativen entwickeln Produkte und Dienstleistungen, um

 

a) auf die Idee der Stadt im LebensWANDEL aufmerksam zu machen

b) Einnahmen zu verzeichnen

 

Das ist TAUSCHEN.

 

Indem wir solche Strukturen aufbauen, kehren wir den Geldfluss um: Intern besteht ein reges Teilen von Ideen, Dienstleistungen und Produkten.  Es fließt kein Geld in Richtung der "Außenwelt". Ressourcen werden innerhalb des Transition Town-Kreislaufs/Netzwerks gebunden. Das könnte insbesondere auch durch Absprachen mit weltweiten Organisationen möglich werden, um Ressoucen zu erhalten, die regional vor Ort nicht verfügbar sind.

 

Geschäftsbeziehungen zu Unternehmen und Personen außerhalb von Transition Town führen idealerweise zu einem Kapitalfluss in Richtung der Initiativen. Das ist aufgrund des Ressourcenreichtums der Energiewende-Städte möglich.

 

Dabei gilt: Jedes "Außengeschäft" führt zu einer Stärkung der Organisation.

 

Ich würde gern mit Euch eine solche Struktur entwickeln oder zumindest den Startschuss dazu geben - je nachdem wie eure Resonanz ist.

 

Deshalb stellt sich zuerst die Frage, ob die Überlegungen nachvollziehbar sind und ob darüber ein allgemeiner Konsenz erzielt werden kann.

 

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Gruppenzugehörigkeit: 

Kommentare

Bild des/r Benutzers/in Karen Neumann

ich kann den Ideen folgen und find sie auch gut, denke aber das es nicht möglich ist, Transitions-Netzwerke in Innen und Außen zu trennen,
vielleicht ist es ja möglich, sich insgesamt als offenen Organismus zu betrachen, von Individuen, die verschiedenste Formen von Beziehungen leben und sich insgesamt mit Schenkwirtschaft zu beschäftigen (und zwar ehrlich vor allem mit sich selbst. Schenkwirtschaft heißt nämlich nicht, verschwende bzw. vernichte Deine Ressourcen, sondern Wachstum bzw. Selbstversorgung durch gemeinsames Teilen und Zusammenwirken ... )
Bild des/r Benutzers/in Gert Schmidt

Also, ich wollte keine Transition-Netzwerke aufteilen, eher das Gegenteil, sie näher zusammenzubringen.Transition-Netzwerke, regional, überregional, international = Innen.Restwelt, die noch nicht mitmacht = Außen.In der Innenbeziehung gehen wir vertrauensvoll miteinander um, so dass wir auf Geld verzichten. Wir errichten interne Schenkplätze, während für die "Außenwelt" Marktplätze entwickeln werden.
Bild des/r Benutzers/in Gert Schmidt

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Dank Simons Arbeit, die Bilder des Konferenz-World Cafes hier einzustellen, kann die Idee des geldfreien Wirtschaftens innerhalb von Transition Town illustriert werden. Vor allem die Hintergründe werden klarer sichtbar.

Gefragt ist ein Weg aus Mangel und Angst, was insbesondere auch die kreativ-kulturellen Berufe betrifft.





Die Menschen kommen zu den Initiativen der Transition Town, um Lösungen für Ängste und Mangelerscheinungen zu finden. Deshalb erscheint es gut denkbar, dass

1. innerhalb der Transition Towns ein bargeldloser Austausch stattfindet, der von Mangel und Angst befreit und

2. aufgrund der guten Lösungen mit der Welt außerhalb der Transition Towns ein reger Handel betrieben wird

Es entsteht eine Bedarfs- und Hilfe-Wirtschaft und die Kultur des Schenkens (was nach der Forschung die größte Ausschüttung von Glückshormonen erzeugt). Dadurch wirken die Initiativen der Energiewende-Städte anziehend auf vorausschauende Menschen.

Das ist wohl keine Lösung für alle wirtschaftliche Fragen. Aber auf bestimmte Bereiche in Wirtschaft und Gesellschaft könnte "das Geben" anwendbar sein.
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Bild des/r Benutzers/in Freimut Hennies

Ich komme mit der Trennung von Innen und Außen nicht klar - jeder von uns und auch die gesamte Transition Bewegung ist Teil dieser Gesellschaft. Jeder ist verbunden mit vielen verschiedenen Menschen auf die eine oder andere Art und Weise - wirtschaftlich und sozial und überall ist Vielfalt möglich und notwendig. Und wichtig ist mir dabei auch die Freiwilligkeit: wenn ich Mauern (und sei es nur in Gedanken oder auf einem Flipchart) errichte, trenne ich und fange an Zwang auf andere auszuüben. Und ich errichte Hürden für den Zugang.Sehr schön finde ich das Modell der konzentrische Kreise, das Rolf Schilling vom Talente-Tauschkreis Vorarlberg am vergangenen Wochenende auf dem Regiogeld-Netzwerktreffen auch auf wirtschaftliche Beziehungen anwandte:Im Inneren Kreis - den Freunden und der Familie ist Schenken die überwiegende wirtschaftliche Beziehung. Im nächsten Kreis - der erweiterten Nachbarschaft könnten zeitbasierte Währungen wie Talente oder minutos zum Einsatz kommen.Ein nächster Kreis könnte die Stadt oder Region sein, in der mit einem Regionalgeld der Austausch erfolgt.Dann würden Kreise für das Land und auch die Erde mit jeweils geigneten Währungen folgen.Wie weit ich den jeweiligen Kreis ziehe, bleibt immer mir und dem jeweilgen Partner überlassen - wir haben immer die Wahl. Dazu kommen dann noch andere komplementäre Währungen, die andere Aspekte betonen, wie Altersvorsorge oder andere soziale Ideale fördern, sich aber nicht unbedingt in das Modell der Kreise einordnen lassen.Wichtig bei allem ist für mich immer die Vielfalt und die Freiheit der Wahl.Wer sich mal auch nur das Inhaltsverzeichnis des Buches 'Local Money' angesehen hat, das all diese Gedanken der Vielfalt des Geldes bzw. der wirtschaftlichen Beziehungen auch in England in der Transition Bewegung gesehen und gelebt wird.Und noch ein Wort zu den Hürden, die ich entstehen sehe, wenn ich die Ergebnisse aus dem Workshop betrachte (und die Forderungen, die damit verbunden sind):Mein Verständnis von Transition ist, das ich die Menschen dort abhole, wo sie heute stehen und mich mit ihnen zusammen in kleinen Schritten auf den Weg des Wandels begebe. Auf Wirtschaftlichem Gebiet heißt das: Menschen, die bisher noch überhaupt nicht über Geld nachgedacht haben, sind in der Lage, Regionalgeld zu verstehen und damit umzugehen, aber sind in der Regel mit Schenkökonomie im größeren Rahmen überfordert. Kommen solche Menschen zu uns und sind mir der Forderung nach einer geldlosen Wirtschaft im Inneren konfrontiert, drehen sich diese um und sagen: Die spinnen doch. Und das geht in etwas abgewandelter Form sogar Menschen in unseren benachbarten Netzwerken so. So geschehen z.B. beim Vorstand des Regiogeld e.V., die sehr wohl mit unterschiedlichsten Formen des Wirtschaften umgehen können und wo auch Grundeinkommen ein Thema ist. Wenn ich von dort gesagt bekomme, das man aus den präsentierten Ergebnissen der Konferenz und der darauf hier entstandenen Diskussion den Eindruck gewinnt, das TT Deutschland nichts mit Regiogeld gemeinsam hat - dann haben wir ein falsches Bild vermittelt und tatsächlich Hürden aufgerichtet. Und diese sind primär durch die Darstellung als Forderung und die Abgrenzung von Innen und Aussen entstanden. Bitte denkt in Freiheit und Vielfalt und nicht in Grenzen und Forderungen an andere!
Bild des/r Benutzers/in Gert Schmidt

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Hallo, Freimut, Du hast genau jene Punkte hervorgehoben, die in diesem Konzept erklärungsbedürftig sind. Deshalb sei Folgendes ergänzt:

1., und besonders wichtig: Es handelt sich um ein durchlässiges Konzept - erkennbar anhand der gestrichelten Linie. Die "Mauer" gibt es nicht.

Die Idee der Konzentriziät - Kreise mit dem gleichen Mittelpunkt und unterschiedlichen Durchmessern - teile ich mit Dir.

Die Durchlässigkeit sollte auch in den konzentrischen Kreisen bestehen: Die dort eingezeichneten Grenzen gibt es faktisch auch nicht, und werden von Rolf Schilling wohl auch gestrichelt gezeichnet, bzw. als offen gedacht. Das ist auch die Einschränkung in der Konzentrizität : Die Symbolik der Kreise hat grundsätzlich etwas Göttliches, Hierarchien des christlichen Himmelreiches. Das ist in unserem Falle eher nicht gemeint.

Aber das sind alles nur Symbole, die wir grafisch in der Aussenwirkung so anpassen müssen, dass unsere Botschaft auch richtig rüberkommt - ggf. eine Aufgabe für einen Grafikdesigner.

Es gilt, ein freies, vielseitiges, miteinander verbundenes und offenes Konzept für ein neues Wirtschaften darzustellen.

2. Die Idee, ohne Geld zu wirtschaften, wurde auf dem Kongress in einem kleinen Umfang (mit Ausbaupotenzial) verwirklicht und das geschieht auch ständig innerhalb unserer Bewegung. Das funktionierte prächtig z.B. in den Workshop-Formaten, in denen die Referenten selbstlos und geldlos ihr Wissen bekannt gaben. Die Teilnehmer schenkten ihre Aufmerksamkeit, Beifall, gelegentlich auch weitergehende "Produkte", wie z.B. Fotos, Filmaufnahmen.

Das ist unser gelebter Alltag innerhalb von Transition.

Das Ganze lässt sich "professionalisieren", indem ein vielseitiges Schenkangebot - wie bei Freunden und der Familie - ständig zur Verfügung steht.

Das geschieht in einem grenzenlosen Format - wie es z.B. in der "Mutterliebe" praktiziert wird. Auch dieser Begriff ist Missverständlich, weil jeder seine eigenen Erfahrungen hat, was "Mutterliebe" bedeutet. Auf keinen Fall ist die Aufopferung o.ä. gemeint.

Die Idee dazu entstand aufgrund des Konferenz-Vortrags (Freitagnachmittag) von Veronika Bennholt-Thomsen: Entkommerzialisierung und der Transition-Ansatz. Sie beschäftigt sich mit der Subsistenz-Perspektive und hat deshalb diesen neuen Ansatz gewonnen. Sie könnte zu dem Thema "Mutterliebe" und wie das in der Entkommerzialisierung zum Transition Town-Ansatz passt, mehr sagen.

VOR dem Vortrag dachte ich, dass Entkommerzialisierung nicht in Frage kommt, weil es nicht funktionieren würde (= Deine Bedenken). Immerhin komme ich auch aus der Marktwirtschaft, liebe den freien Handel und "Kommunismus" oder "Sozialismus" sind Teufelszeug. Bin ein großer Fan des leistungsgedeckten Regiogeldes.

Aber nach dem Vortrag entstand das Bild, dass der Ansatz von Veronika innerhalb unserer großen Transition Familie sehrwohl eine spannende Perspektive bietet.

Mit Dir, Freimut, würde ich sofort, ohne Wenn und Aber, solche Schenk-Geschäfte machen. Mit Willi aus der Schweiz auch, mit Norbert und all den anderen, die ich auf der Konferenz näher kennenlernen durfte, die hannoverschen Mitstreiter ebenfalls, die Leute vom Utopia Hannover-Team, meinen Nachbarn auch usw. Das funktioniert, weil gegenseitiges Vertrauen da ist.

Dieses Potenzial, dieser sehr hohe Wert des zwischenmenschlichen Zusammenlebens, könnte innerhalb der Transition-Bewegung viel mehr genutzt werden.

Dazu benötigen wir - für die Regionalgeldentwickler: leider, leider - kein Geld.

Würden wir einen"Markt des Schenkens" haben, wäre das für alle attraktiv. Wir äußern Bedürfnisse und bekommen sie erfüllt. Einfach so.

Weil das sehr attraktiv ist, müssen wir "die Ahnungslosen" nicht davon übereugen. Indem wir "die Gabe" und "das Schenken" und das "Bedürfnis äußern" leben im Alltag praktizieren, wirken wir magnetisch auf alle Anderen, die zu uns kommen. Sie bringen die ihrerseits neue Ressourcen mit und bereichern dadurch automatisch die Transition Towns - alles ohne Geld.

Wir könnten praktisch sofort anfangen, z.B. indem wir einen Raum schaffen, in dem wir offen und frei von Zwängen sagen, was wir benötigen . Und dann schauen wir mal, was passiert, ob jemand bereit ist, zu schenken, ob ein solches "Ich suche Hilfe-Brett" eine Eigendynamik entwickelt und wie zufrieden die Gebenden und Nehmenden sind - ein Experiment.

Die Idee ist, dass aus kleinen Schenkangeboten und Hilfe-Anfragen und wachsendem Vertrauen und guten Erfahrungen immer größere Kooperationen möglich sind. Eine der nächsten Transition Town Konferenzen könnte dann womöglich ohne Geld auskommen. Wenn das gelingt, wäre ein wichtiges Etappenziel zur Entkommerzialisierung und zum Wirtschaften ohne Geld erreicht.

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Bild des/r Benutzers/in Gert Schmidt

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Ergänzung: Hier ist ein Aufsatz zur oben genannten Subsistenzperspektive :

http://www.kurskontakte.de/article/show/article_460b8f3b994b6.html

Daraus das Zitat:

"Der vorgebliche Zwang, geldorientiert entscheiden zu müssen, kann wie ein schwarzer Peter zwischen ihnen allen hin- und hergeschoben werden. Der Kommunalpolitiker, der sich schon wieder für ein Großprojekt entscheidet, statt regionale Kreisläufe zu stärken, kann die Schuld auf das Land und den Bund schieben, die maßgeblich für die leere Stadtkasse verantwortlich sind. Diese wiederum können die vorgebliche Notwendigkeit, die Unternehmenssteuern zu senken, auf den Weltmarkt und jene Weltregionen schieben, die eine höhere Kapitalverzinsung bieten. Und der Kommunalpolitiker kann den schwarzen Peter auch an die Verbraucherinnen und Verbraucher weitergeben, denen es wichtiger ist, billig einzukaufen, bzw. die sich lieber mit Sonderangeboten in die Supermärkte locken lassen, als gut beraten qualitätsvollere und womöglich lokale Produkte beim Fachhandel im Viertel zu erwerben.

In Wirklichkeit aber ist ihnen allen die gleiche Grundhaltung gemeinsam: die Orientierung am Geld, dergegenüber alle anderen Kriterien des wirtschaftlichen Handelns in den Hintergrund treten.

Subsistenzorientierung heißt hingegen, dass jede Bürgerin, jeder Bürger ab sofort nach anderen Kriterien handeln kann, die ich in fünf Prinzipien fassen möchte:

1.) Vorrang hat das Nützliche, das, was tatsächlich für ein gutes Leben gebraucht wird.
2.) Das Kleine hat Vorrang vor dem Großen.
3.) Personale Beziehungen sind besser als anonyme.
4.) Dezentrale Lösungen sind besser als zentralisierte.
5.) Das Lokale hat Vorrang vor dem Internationalen. "


Die Schwierigkeiten, die Regiogeld- und Tauschringinitiativen haben, größere Kreise zu ziehen und zu wachsen, könnten darin bestehen, dass auch mit Geld als Tauschmittel gerarbeitet wird. Schon das Tauschen ist mit Geschäft und Gegengeschäft verbunden.

Vielleicht ist das Tauschen emotional und aus kulturellen Gründen (z.B. der kirchliche Ablasshandel negativ besetzt.

Das Schenken, die Gabe, das Teilen könnte dagegen die bessere Alternative sein, frei von altem Denken. Es würde womöglich besser zur Transition Towns-Idee passen als Tauschgeschäfte - was in Theorie uind Praxis herauszufinden gilt.

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Bild des/r Benutzers/in Thomas Oberländer

Ich halte es für sehr wichtig, daß wir den "Verschenk"-Teil der Ökonomie stärken, egal, ob "innerhalb" von Transition oder "außerhalb".Ich experimentiere damit seit einiger Zeit - verschenke Mathe-Nachhilfe, Gitarrenunterricht, Essen aus dem Garten - und schaue einfach, was passiert. Das "Risiko" finde ich sehr begrenzt, ich entscheide ja, wie viel Zeit bzw. Äpfel oder Erdbeerpflanzen ich verschenken kann.Dabei ist meine Erfahrung, daß es genauso wichtig ist, "nach außen" etwas zu verschenken: Damit bringt man womöglich Leute zum Nachdenken, für die bisher selbstverständlich ist, dass alles über Geld läuft. Und wenn mich die Mutter eines Gitarrenschülers anruft und fragt "Ich hab bei mir einen Schredder übrig, kannst Du den gebrauchen?", (und mit Transition Town hat die bisher nix am Hut) dann sind wir doch schon kurz vor einem Geschenk-Tauschkreis, ganz ohne Geld und Stundenzählen, und genau da will ich hin.Zum "Ich suche Hilfe-Brett", das, wie ich finde, von Anfang an ein "Suche Hilfe - biete Hilfe" sein sollte, die Punkte, die mir auf Anhieb so einfallen:Ich würde Euch auf dem Brett Mathe-Nachhilfe, Gitarrenunterricht, Essen aus dem Garten anbieten. Ein bisserl programmieren kann ich auch (Stichwort Java).Wer im Ruhrgebiet eine Übernachtungsmöglichkeit sucht und wem dabei eine Bettcouch reicht, der kann sich auch gerne bei uns melden und die Hotelkosten sparen.Umgedreht wäre ich für ähnliche Angebote aus anderen Regionen natürlich auch dankbar.Hilfe könnten wir nächstes Jahr gebrauchen, wenn hinterm Haus das Regenfallrohr von der Kanalisation abgeklemmt wird und eine Versickerung in den Garten kommt.Sollte jemand eine Weinpresse im Keller haben, die er uns schenken möchte, würde mich das auch sehr glücklich machen :-)
Bild des/r Benutzers/in Freimut Hennies

Thomas, was du schreibst, gefällt mir. Es ist nicht so verkopft, sondern du hast einfach begonnen. Und du gibst durch dein Tun uns und insbesondere denen in deiner Umgebung einen Anstoß - pragmatisch und nicht ausschliessend. Es bleibt alles möglich. Danke dafür.
Bild des/r Benutzers/in Gert Schmidt

.Ja, super Thomas - so gehts.

Damit haben wir hier das Ergebnis des Open Space auf der Konferenz zu 100 Prozent nachvollzogen.

Die nachfolgenden Bilder zeigen die Ausgangsbasis, zu der sich die Teilnehmer im Raum 203 zusammengefunden hatten:



Angedacht war ursprünglich eine Transition Town Waren-Austauschplattform, z.B. für Spezialitäten aus den Regionen.

Mit dem zweiten Impuls von Claudia bekam die Sache weiteren Schwung in Richtung des Teilens:



Claudia sammelte als Künstlerin die Erfahrung, dass sie sich zwar bei Transition Town einbringen kann und ihre Kreativität auch herzlich willkommen ist. Aber sie hatte dennoch unangenehme Gefühle dabei. Transition Town bot ihr nicht die Perspektive, Angst- und Blockadefrei zu leben. Dafür suchte sie Lösungen.

Was wir dort im kleinen Kreis erarbeiteten, ist auch im nachfolgenden Bild zu sehen:



Dabei wurde klar, dass Tauschsysteme mit "Punkten", Geldern o.ä. insbesondere für kreative Arbeit keine Lösung darstellen.

Deshalb kamen wir zwangsläufig zur Ökonomie des Teilens und Schenkens..
Bild des/r Benutzers/in Thomas Oberländer

Hier der Link vom Foto nochmal als Link:

http://alles-und-umsonst.de /

Das ist ja cool, morgen machen sich die nicht mehr gebrauchten Spielzeugautos unserer Tochter auf in die Kölner Bucht zu neuen Fahrten. Bei der Seite gehts vorrangig ums Austauschen von Gegenständen. Möbel ohne Ende, aber z.B. auch Hühner, also für die Selbstversorger von uns auch von dieser Seite her interessant.

Vielen Dank für den Link!

Wenn man nah genug beieinander wohnt, kann man sich natürlich auch Zeit schenken, das kann man z.B. so (Tauschring Düsseldorf) organisieren:

http://www.xn--dsseltausch-thb.com/
Bild des/r Benutzers/in Hannes

durch teilen des alles-und-umsonst-Linkes bin ich gerade auf die Umsonstläden aufmerksam gemacht worden: http://www.umsonstladen.de/

dort kann man sich die Sachen richtig anschauen und das Ganze ist lokaler. Das Prinzip ist ähnlich man nimmt was man gerne hätte und gibt was man nicht mehr braucht

allerdings sind die nicht so ganz aktiv..

 

grüße

Hannes

Bild des/r Benutzers/in Gert Schmidt

 

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Die Umsonstläden sind auf jeden Fall der richtige Weg. Sie "funktionieren" aber nicht, weil es immer von den paar Aktiven abhängig ist, was dort geschieht - und die "Aussenwelt" nicht versteht, was dort an WERTvoller Arbeit geleistet wird.

 

Auf diese Weise "verschleißen" die Aktivisten und geben irgendwann frustriert auf, bzw. entwickeln nicht weiter.

 

Solange man in seinem Umfeld nicht die " 100 Affen " gefunden hat, muss sehr viel Energie aufgewendet werden und gibt am Punkt X auf. Die ahnungslose "Aussenwelt" wirkt dabei wie ein schwarzes Loch , von dem die paar Engagierten nach einer Weile absorbiert werden.

 

Einen Umsonstladen zu betreiben, ist deshalb erstmal so, als würde man "Perlen vor die Säue werfen" - mal überspitzt gesagt.

 

Eine Chance, das zu verbessern und zu verändern, bietet die Transition Town-Gruppe (oder andere vergleichbare Treffs): Sie könnte bei jedem Treffen eine " Schenk-Stunde " installieren. Jeder formuliert sein persönliches Bedürfnis, das, wofür persönliche Hilfe benötigt wird und dann wird in die Runde geschaut, wer Helfen kann und Probleme löst. Anfang könnte man ganz harmlos mit mitgebrachten Gegenständen.

 

Wenn es innerhalb der TT-Gruppe funktioniert, könnte man sogar einmal pro Woche ganze Schenk-Abende veranstalten, bei dem Dienstleistungen, Rat, Hilfe, Produkte usw. verschenkt werden.

 

Schon solche "Schenk-Einrichtungen" könnten für Außenstehende so attraktiv sein, dass sie sich der TT-Bewegung anschließen - schon wäre ein Markt ohne Bank, ohne Geld, ohne Tauschen entstanden.

 

Ob das funktioniert, bleibt herauszufinden.

 

PS

Mal ehrlich: Sprecht Ihr in euren Runden viel über Eure persönlichen Bedürfnisse ...? Oft geht es um fachliche Diskussionen, um die Welt zu retten oder um mal wieder eine neue Aktion vorzubereiten. Das, was uns persönlich ausmacht, unsere persönlichen Wünsche und Bedürfnisse, darüber wird wenig gesprochen, kommt zu kurz - und kann manchmal auch weh tun, wenn darüber gesprochen wird.

 

Über persönliche Probleme und Schwierigkeiten reden wir nicht gern, weil es uns verletzlich macht. Deshalb reduzieren wir uns so gern auf anonyme Geld- und Tauschgeschäfte.

 

Aber wie heisst es so schön beim Dragon Dreaming : Dort, wo es am meisten weh tut, finden wir das größte Potenzial. Deshalb müsste in der Entwicklung der Schenk-Kultur das größte Potenzial zu finden sein.

 

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Bild des/r Benutzers/in Thomas Oberländer

zu Gerts letztem Kommentar:
Das Risiko sehe ich auch: Wenn man einen lokalen Umsonstladen auf die Beine stellen will, steckt man viel Aufwand in eine Sache, ist daher bei Mißerfolg schnell frustriert und hört wieder auf.
Deinen Lösungsansatz - machen wir doch einfach eine Umsonst-Stunde bei den Treffen, die wir sowieso machen und ein bißchen Reklame dafür,  halte ich für die Lösung, vielen Dank dafür!
Es sind die "Low-Hanging-Fruits", nach denen wir erstmal suchen müssen: Womöglich bekommen wir mit so einer Umsonst-Stunde 50% des Effekts eines Umsonstladens, stecken aber nur 1% des Aufwandes rein. So sind wir immun gegen Burnout.
..Wenn durch die Umsonst-Stunde die "100 Affen" erreicht werden,  wird irgendwann mal so ein Laden in
unserem Stadtteil existieren, um so besser. Aber, wenn nicht, gehen wir halt wieder in unseren Gemeinschaftsgarten und bauen den Frust, der noch nicht hoch ist, da ab, indem wir ein neues Hügelbeet anlegen :-)

 

Bild des/r Benutzers/in Thomas Eikerling

Jetzt möchte ich mich auch mal in die Diskussion einbringen, ich gab Hannes den Hinweis auf die Umsonstläden. Wie kommt ihr darauf, dass sie nicht aktiv oder erfolgreich seien? Sie haben z.T. wöchentlich hunderte von NutzerInnen. Sie sind ein gutes Mittel um Menschen zu erreichen, denen die Idee vom "Beitragen statt Tauschen" noch fremd ist und sie erst einmal positiv zu verunsichern.

Was allerdings ein Problem ist, dass die meisten keine weitergehende Perspektive beinhalten, hin zu einem "wirtschaften ohne aufzurechnen". Das könnte im Rahmen einer TT-Initiative anders sein. Mein liebstes Beispiel/Vorbild ist der Arbeitskreis Lokale Ökonomie www.ak-loek.de in Hamburg-Altona (die haben auch den Umsonstladen in Deutschland "erfunden"). In den letzten 11 Jahren sind neben dem Umsonstladen viele weitere Teilprojekte entstanden: Kleinmöbellager, Fahrradwerkstatt, Freie Uni Hamburg, Reparaturwerkstatt und anderes mehr.

Wichtig ist, das "Innen" und "Außen" nicht als Mauer zu begreifen, sondern als Trennlinie zwischen den Prinzipien "Nicht-Aufrechnen/Beitragen/Teilen/Schenken" und dem "Aufrechnen/Tauschen/Bezahlen". Diese Trennlinie geht auch durch jeden einzelnen Menschen hindurch, weil wir ja alle noch Geld brauchen um leben zu können. Aber das Erstere, das Nicht-Warenförmige muß auch geschützt werden. Es ist nach wie vor und war schon immer die Grundlage unserer Existenz und ohne die Tätigkeiten außerhalb der Marktwirtschaft (Versorgen/Betreuen/Pflegen/"Erziehen"/...) wäre diese schon längst zusammengebrochen (das ist die Subsistenzperspektive). Lt. Statistischem Bundesamt macht diese Tätigkeit 2/3 aller Tätigkeiten aus im Gegensatz zu 1/3 Erwerbsarbeit (Zeitbudgeterhebung).

Sie muß geschützt werden, weil sie leicht ausgenutzt werden kann, von Menschen, die vielleicht gar nicht beitragen wollen, sondern nur ihren Vorteil in der Marktwirtschaft sehen, weil sie weniger Kosten haben.

Und sie muß vor weiterer Kommerzialisierung geschützt werden. Marktwirtschaft funktioniert nur mit Wachstum oder neuen Märkten. Deshalb die Kommodifizierung des menschlichen Erbguts, von Arten, von Bildung (Patente, Copyright), von kulturellem Wissen ...

Noch ein Tipp: es gibt ein interessantes Konzept für ein alternatives Wirtschaften:

die "Commons basierte Peer-Produktion" (s. http://www.keimform.de/2010/selbstorganisierte-fuelle/ )

und auch mehr zur Diskussion über Gemeingüter/Commons auf www.keimform.de .

Herzliche Grüße,

Thomas (aktiv in der GartenCoop Freiburg)