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So, nachdem wir gestern den Film von Coline Serreau in Rostock gesehen haben, gibt es hier einen kurzen Eindruck dazu:

Der Film beginnt mit dem Beginn der industriellen Landwirtschaft. Wie konnte es dazu kommen? Im Film wird gesagt, daß die industrielle Landwirtschaft nach dem Krieg entstand, als noch soviel Kampfgas übrig war, was der brachliegenden Landwirtschaft Deutschlands und überhaupt Europas in "harmloserer" Form als Pflanzenschutzmittel verkauft wurde. Die weiteren Folgen, der negative Kreislauf, den dies in der westlichen Landwirtschaft zur Folge hat (bis heute) werden erklärt, ebenso die Folgen der globalen Ausweitung dieser Art der Landwirtschaft auf der ganzen Welt.

 

Die Macher dieses Filmes bringen Beispiele für eine Landwirtschaft ohne Spritzmittel aus Brasilien (die Landlosen-Bewegung), der Ukraine, Indien, einer französischen Kooperative und eines Marokkanischen Projekts. Dabei werden verschiedene Leute dazu interviewt, sei es die Betreiber dieser Landwirtschaften oder Vandana Shiva, verschiedene französische Wissenschaftler oder der Gründer von Kokopelli. Kokopelli ist ein Verein, der es sisch zum Ziel gesetzt hat, Saatgut von alten Sorten, die von kommerziellen Saatgutzüchtern und solchen, die gern ein Patent und damit Recht auf Saatgut hätten (GVOs), lieber bekämpft werden, zu vermehren und in die ganze WElt zu verschicken, um einen Erhalt der Biodiversität zu gewährleisten.

 

Das Saatgut gehört zu einem zentralen Thema des Filmes: Pflanzen haben nun mal die Eigenart, sich selbst zu reproduzieren, meistens durch Samen. Theoretisch könnte jeder seine Nutzpflanzen in Blüte gehen lassen und dann die Samen ausreifen lassen. Das ist jedoch nicht erwünscht von den großen Agrokonzernen, die Pflanzen zunächst so züchten, daß sie steril sind (Hybriden), sodaß sie sich nicht mehr selbst vermehren können und das Saatgut jedesmal neu gekauft werden muß. Die weitere Entwicklung wären dann die GVOs.

 

Ein weiteres Thema, dem viel Aufmerksamkeit gewidmet wird, ist der Boden, die Bodenstruktur, damit verbunden das Bodenleben und damit verbunden eben die Fruchtbarkeit eines Bodens. Boden in der konventionellen LAndwirstschaft ist lediglich ein totes Substrat, das den darauf wachsenden Pflanzen Halt bietet. Nährstoffe werden als Dünger zugefügt (wofür wiederum Erdöl verbraucht wird) und Schädlingen wird in Form von Pflanzenschutzmittel der Garaus gemacht. Trotzdem sind die Pflanzen krank. Guter Boden riecht gut, das wurde häufig betont. Toter Boden stinkt.

 

Der Film bringt eine Fülle von Informationen, die man sich alle kaum merken kann. Er ist allemal sehenswert, hat jedoch ein Manko: Die Kameraführung ist grottenschlecht. Sehr schwankend, manche Kinobesucher konnten zeitweilig kaum hinsehen, weil das Schwanken den Gleichgewichtssinn doch gehörig durcheinanderbringt. Längere Filmaufnahmen aus dem fahrenden Auto, flimmernd und verschwommen, bringen nicht gerade Filmgenuß. Der wäre allerdings auch mit ruhiger Kameraführung kaum entstanden, denn bezeichnenderweise waren diese Aufnahmen in den indischen Elendsvirteln gemacht, wo die Leute inmitten Bergen von Müll am Straßenrand wohnen, die obligatosischen Kühe dabei. Wollte die Regisseurin da lieber nicht so genau hinsehen?

 

Trotzdem kann ich nur sagen, geht hin und schaut euch den Film an. Die Beispiele machen Mut und sind eigentlich das, was man als Permakultur bezeichnen könnte. Das Beispiel des Ukrainers allerdings hat mich erstaunt: Er hat zu Sowjetzeiten eine Kolchose geleitet und in diesen Zeiten beschlossen, umzustellen. Trotzdem baut er in den Weiten der Ukraine in Hektargrößen an und es funktioniert! Pfluglos und biologisch baut er trotzdem in Größenordnungen an, und es funktioniert. Und das, wo ich immer dachte, Bioanbau wäre eher für kleinere Strukturen und nicht für riesige Monokulturen. Also, der Film ist auch für Überraschungen gut!

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