Welches Risiko hätten's denn gerne ?

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Risiko nüchtern betrachtet  
Aufgrund des Super-GAUs in Fukushima führe ich zur Zeit oft Diskussionen über erneuerbare Energien und die Frage, wie schnell und ob überhaupt ein vollständiger Umstieg möglich ist. Meist höre ich dabei folgende Argumente und Ängste:
Wird dann der Strom nicht teurer werden? Ist die Stromversorgung sicher mit Erneuerbaren? Kann es zu Stromausfällen kommen? Wird dadurch die Wirtschaft belastet?

Ich möchte daher die Risiken des Umstiegs auf Erneuerbare, mit denen vergleichen, die wir derzeit mit dem konventionellen Strommix eingehen. Stellt euch bitte mal bildlich vor, ihr müsst euch zwischen folgenden Risiken entscheiden, wenn ihr persönlich betroffen wärt.

Beim Umstieg auf Erneuerbare:
- Ich zahle etwas mehr Stromkosten.
- Ein Windrad wird durch den Sturm umgerissen, und erschlägt einige Leute.
- Einige Vögel kommen pro Jahr in Windrädern um.
- Wegen schlechtem Wetter und Windstille wird der Strom für einige Tage rationiert.
- Der Anblick von Windrädern ist nicht schön, einige Häuser verlieren an Wert.
- Unsere Wirtschaft verlangsamt sich, da die Produktion durch höhere Stromkosten teurer wird.

Verglichen mit

Weiter mit den Fossilen und Atomkraftwerken:
- Millionen Menschen müssen umgesiedelt werden, wegen Verstrahlungsgefahr, die betroffenen Gebiete sind für tausende von Jahren unbewohnbar, alle persönlichen Sachen sind verloren.
- Trinkwasserversorgung ganzer Landstriche muss wegen verseuchtem Grundwasser umgestellt werden.
- Wegen dem Klimawandel werden Millionen von Menschen in Küstenstädten obdachlos.
- Die Hälfte der Tierarten stirbt aus, Millionen Menschen sterben an Nahrungmittelknappheit durch Trockenheit und Überschwemmungen
- Durch die Übersäuerung der Meere kommt es zu einem gewaltigen Fischsterben, so dass die gesamte Fischerei zusammenbricht und Millionen an Hunger leiden.
- Die Krebsrate steigt enorm, wegen radioaktivem Jod und dem Russausstoss aus  Kohlekraftwerken.
- Die Kosten für Strom steigen, da die Rohstoffe knapper werden, und die gesellschaftlichen Kosten getragen werden müssen. Die grösste Kostensteigerung ist aber nicht auf dem Strompreis, sondern auf Steuern und Gesundheitskosten.
- Die Zahl der Klimaflüchtlinge steigt enorm, viele kommen bei der Flucht um, es gibt Kriege.
- Durch anhaltenden Streiks in den Kohleförderländern kommt es zum Abschalten von Kohlekraftwerken und der Strom muss zeitweise rationiert werden.
- Durch die höheren Stromkosten wird die Produktion teurer und die Wirtschaft stagniert.
- Kohlekraft und Atomkraft brauchen riesige Mengen Kühlwasser. Durch die steigenden Temperaturen im Sommer, werden die Flüsse immer wärmer, so dass viele Fische sterben. Im Sommer müssen die Anlagen teilweise heruntergefahren werden, damit die Flüsse nicht umkippen. Der Strom wird knapp....

Nicht vorstellbar
Ich weiss nicht genau, wie ihr es seht, aber für mich ist die Dimension der Risiken so unterschiedlich, dass der Vergleich lächerlich erscheint. Klar, die Liste lässt sich auf beiden Seiten beliebig verlängern, aber der Unterschied bleibt.

Nur zur Erinnerung: Die schrecklichen Risiken, die ich da aufzähle sind real - also nicht aus einem Horrorfilm entliehen, Beispiele gibt es genug z.B. in Japan der angeblich nur alle 10000 Jahre vorkommenden Super-GAU oder in Pakistan, Australien und Thailand die Überschwemmungen, in Russland und in den USA die Dürren.

Wie ist das möglich?
Wie kann es passieren, dass es überhaupt eine Diskussion gibt, dass überhaupt diese Risiken eingegangen werden. Wissenschaftlich belegt ist, dass es den Menschen leichter fällt, vor überschaubaren, vorstellbaren Risiken Angst zu haben. Die grossen Risiken blendet man lieber aus.

Ein weiterer Grund ist die offensichtlich erfolgreiche Lobbyarbeit und mediale Beeinflussung jedes einzelnen von uns, getrieben durch viel Geld. Ich weiss nicht, wie es euch geht, aber ich kenne nicht so wahnsinnig viele reiche Klimaforscher. Reiche Ölmultis, Energiekonzern-, Auto- und Bankmanager dagegen gibt es viele.

Kommentare

Bild des/r Benutzers/in Milvusmilvus

Wie ist das möglich?

Ein Paradebeispiel ist die neue Benzinsorte E10.

Da ist vielen das Schicksal des eigenen Autos näher als Dinge, die weit weg passieren.

Durch einen möglichen Motorschaden ist man unmittelbar finanziell betroffen.

Durch einen Klimaschaden, verursacht durch Regenwald-Abholzung und Ersatz durch Palmölplantagen, ist man eben nicht unmittelbar betroffen.

Das ist alles weit weg und außerhalb des eigenen Dunstkreises.

Es ist zum Verzweifeln, daß eine riesige Anzahl von Menschen, die nicht in einer prekären Lebenssituation sind, rationale und belegte Gegebenheiten, wie es um unsere Lebensgrundlage bestellt ist, verleugnen und sich z.B. bei dem Beispiel mit E10 mehr um sich und ihr Auto sorgen, als um ihre Existenz als Mensch überhaupt.